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Die weite Welt speist in Dresden

27.01.2014 — Den Sachsen wird eine gehörige Portion Erfindergeist nachgesagt. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte das Land zu den industriell fortschrittlichsten Regionen in Europa. Und auch während der DDR-Planwirtschaft tüftelten dort Anlagenbauer an neuen Konstruktionen. In dieser Tradition steht die Linde Engineering Dresden GmbH. Chemieanlagen „Made in Dresden“ stehen zum Beispiel in Russland, Tschechien oder in Saudi-Arabien. Dussmann Service sorgt dafür, dass die internationalen Mitarbeiter immer etwas Leckeres auf dem Speiseplan finden – und fördert dabei gleichzeitig den eigenen Nachwuchs.

Das Küchenteam arbeitet konzentriert. Jeder hat seine Aufgabe, die Handgriffesitzen. Für lange Abstimmungen wäre sowieso keine Zeit mehr. Pünktlich um 11:30 Uhr kommen die ersten der täglich rund 300 Essensgäste ins Betriebsrestaurant der Linde Engineering Dresden. Was ein außen stehender Betrachter nicht erkennen würde: Eine junge Frau gehört eigentlich nicht zum Kernteam. Victoria Thieme studiert Betriebswirtschaftslehre im Dualen Studiengang an der Berufsakademie Sachsen. Dabei wechseln sich theoretische Uni-Ausbildung und praktische Arbeit in der Dresdner Niederlassung von Dussmann Service in Blöcken à drei Monate ab. Für das Catering-Team in der Niederlassung bedeutet Victoria Thieme einen Glücksgriff, denn sie ist gelernte Köchin und versteht das Handwerk. Vor Studienbeginn im Sommer 2012 jobbte sie zwei Monate als Aushilfe in einigen Dussmann-Betriebsrestaurants. Und auch heute springt die Studentin gern ein, wenn Not an der Frau ist.

„Als Köchin musste ich mich erst auf die Besonderheiten der Gemeinschaftsverpflegung und den Erfordernissen eines Betriebsrestaurants einstellen“, erinnert sie sich. „Beispielsweise werden die Kosten für die Zutaten in einem Restaurant völlig anders kalkuliert. Auch die Abläufe in der Zubereitung unterscheiden sich. Aber das ist dann für uns die Herausforderung:Jeden Mittag ein Essen zu zaubern, das schmeckt und für die Mitarbeiter bezahlbar bleibt.“ Dass dies Dussmann Service gelingt, beweist die Tatsache, dass die Köche des Dienstleisters bei Linde bereits seit 1991 in der Küche stehen. Zudem vertrauen weitere 35 Unternehmenin und um Dresden auf die Kochkünste des Dienstleisters.

Hier wird groß gedacht
Zum Essen kommen bei Linde vor allem Ingenieure. Sie planen, liefern und bauen großtechnische Anlagen für die Petrochemie-, Chemie- und Gasindustrie ebenso wie für Unternehmen aus Pharmazie und Biotechnologie. Anlagen„Made in Dresden“ haben auf der ganzen Welt einen guten Ruf. Einen Schwerpunkt bilden gleichwohl Osteuropa und der arabische Raum. Das liegt auch an der Geschichte des Standorts: 1990 gründeten die Linde AG und der VEB Komplette Chemieanlagen (KCA) ein Joint-Venture, die Linde-KCA-Dresden GmbH. Die ostdeutschen Ingenieure passten gut zu Linde – mit ihrem Know-how im Anlagenbau und ihrem Gespür für Mentalitäten und Märkte in Osteuropa. Seit 2011 kommuniziert der neue Name „Linde Engineering Dresden GmbH“ die Zugehörigkeit zur erfolgreichen Engineering-Unternehmenssparte mit Hauptsitz in Pullach. Gemeinsam mit Linde Gas bildet sie die Linde Group. In beiden Segmentengehört die Unternehmensgruppe zur Weltspitze: Allein Linde Engineering kann auf mehr als 1.000 verfahrenstechnische Patente und 4.000 gebaute Anlagen verweisen. Über 6.500 Mitarbeiter arbeiten an mehr als zwanzig Standorten rund um den Globus. 2012 erzielten sie einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro.
Beeindruckende Zahlen – und was steckt konkret dahinter? Die Herausforderung ist, jede Anlage maßgeschneidert für die jeweiligen Kundenbedürfnisse und den vorgesehenen Standort auszulegen, betont Frank Bernstein, Leiter Facility Management in Dresden. Im sibirischen Tobolsk beispielsweise, mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur um den Gefrierpunkt, entstand – bei gleichen Betriebsanforderungen – eine ganz andere Fabrik als im heißen Wüstensand des saudi-arabischen Al-Jubail: In den beiden riesigen Industriekomplexen werden Polyethylen-Granulate produziert. Daraus entstehen Alltagsgegenstände wie Verpackungsfolien oder Joghurtbecher. Und Polypropylen aus einer Linde-Anlage begegnet uns unter Umständen als Teppichfaser, atmungsaktive Jacke oder als Stoßdämpfer im Auto.
Eine besondere Tradition im Hause Linde hat die Herstellung von Anlagen zur Luftzerlegung. Dieses Verfahren geht bis auf das Jahr 1903 zurück, als die weltweit erste industrielle Anlage zur Aufspaltung von Luft in Pullachin Betrieb genommen wurde – nach dem bis heute so genannten Linde-Verfahren, entwickelt und gebaut von Carl von Linde. Diese Methode legte den Grundstein für die heutige Linde Engineering Division. Mehrere hundert Expertenplanen und bauen heute Anlagen, mit denen reiner Sauerstoff, Stickstoff und Edelgase gewonnen werden. Mit der Unternehmensschwester Linde Gas, die mit Hilfe dieser Anlagen technische Gase für die Industrie herstellt, sitzt ein wichtiger Kunde direkt im eigenen Haus. Industriegase sind in unserem Leben allgegenwärtig: Flüssiger Stickstoff und Kohlendioxid als Trockeneisschnee sind vielseitig einsetzbare, effektive Kältemittel. Sauerstoff belebt in der Kläranlage trübes Wasser. In der klinischen Diagnostik werden mit Hilfe von Spezialgasen Analysegeräte kalibriert, um nur einige Anwendungsbeispielezu nennen.

Fortschritt aktiv mitgestalten
Auch bei neuen und innovativen Technologien spielt Linde weltweit in der ersten Liga: So werden in der industriellen („weißen“) Biotechnologie Abläufe der Natur genutzt. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo sie rein chemischen Verfahren wirtschaftlich überlegen sind. Mit technisch hochkomplexen Bioraffinerien aus Dresden werden auf diese Weise aus Biomasse Treibstoffe, Kohlehydrate oder Enzyme gewonnen. Ein weiterer dynamisch wachsender Industriezweig hat sich mit der pharmazeutischen („roten“) Biotechnologie etabliert. Linde Engineering Dresden baut die dazu notwendigen Anlagen. Hier werden mit biotechnologischen Prozessen zum Beispiel Antibiotika, Impfstoffe oder Insulin hergestellt. Auch auf die industrielle Gewinnung von monoklonalen Antikörpern für die Krebstherapie werden große Hoffnungen gesetzt. Eine weitere aktuelle Herausforderungfür den Entwicklergeist der Dresdner Ingenieure ist die Frage, wie sich die Kohlendioxidemissionen aus fossil betriebenen Kraftwerken– und einer der schlimmstenKlimakiller – reduzieren lassen. Das CCS (Carbon Capture and Storage) gilt dafür derzeit als vielversprechende Option. Dabei wird CO2 abgetrennt und gespeichert. Das Ziel – Kohlendioxid zu gewinnen, sogar rein genug für die Lebensmittelindustrie – liegt noch eine Strecke voraus. Linde-Ingenieure unterstützen die Forschung dazu mit ihrem Know-how.

Präzise Planung
500 Mitarbeiter sind bei Linde Engineering in Dresden beschäftigt. Dazu kommen im Schnitt weitere 100: „Bereits während der Planung arbeiten Kundenteams mit unseren Fachleuten zusammen“, erklärt Bernstein. Mindestens sechs Monate dauert dieser Teil des Projekts. Beim bisher aufwändigsten Konzept, eine Polyethylen-Anlage im saudi-arabischen Al-Jubail, waren es sogar zwei Jahre. 30 Mitarbeiter des Kunden lebten und arbeiteten mit ihren Familien während dieser Zeit in Dresden. Sie planten eine Anlage der Superlative, mit einer Jahresleistung von bis zu 800.000 Tonnen Polyethylen, die von Linde gemeinsammit einem Projektpartner  Monaten errichtet wurde. Mehr als 80.000 Kubikmeter Beton wurden gegossen. 93 Meter – so hoch wie 35 Stockwerke – erhebt sich die Stahlkonstruktion in den Himmel. Bis zu 5.000 Menschen arbeiteten auf der Baustelle.

Multikulti auf dem Speiseplan
Für Victoria Thieme und das Dussmann-Team ist das Kochen für eine internationale Klientel Alltag und Herausforderung gleichermaßen. Für die meisten Hausfrauen wäre es wahrscheinlich ein Alptraum, immer wieder für eine große Anzahl, meist unbekannter Gäste kochen zu müssen, deren Vorlieben sie gar nicht kennen. Für Gäste aus dem Ausland, die mitunter einen völlig anderen Geschmack oder Ernährungsgewohnheiten haben. Und die über Monate abwechslungsreich und schmackhaft bekocht werden sollen. Derzeit sind beispielsweise Kollegen von Linde India, Vertreter eines Kunden aus Saudi-Arabien und ein Team einer norwegischen Firma im Haus. Mit Zoltan Elek, Dussmann-Küchenchef bei Linde Engineering Dresden, steht Bernstein daher in engem Kontakt. Flexibilität wird bei ihnen großgeschrieben. Denn in der Regel wisse man erst sehr kurzfristig,welche Projekte in der Akquise erfolgreich nach Hause gebracht wurden, aus welchem Land die künftigen Mittagsgäste also stammenwerden. Für das arabische Kundenteam aus Al-Jubail zum Beispiel besorgte der Koch neue Gewürze wie Kreuzkümmel oder Koriander; täglich kam mindestens ein Gericht ganz ohne Schweinefleisch auf den Tisch. Nur auf den ersten Blick ein einfaches Unterfangen, schließt es doch auch das Braten mit Schweineschmalz, Speckwürfel an den Bratkartoffeln oder die nur scheinbar unverfängliche Gelatine mit aus. Bernstein ist zufrieden mit seinem Dienstleister:„Das ist eben der Unterschied zwischen einem Betriebsrestaurant und einer Kantine: Eine Kantine bekommt so etwas nicht hin.“
Für Nachwuchskraft Victoria Thieme sind die Ausflüge in die Dussmann-Küchen nicht zuletzt deshalb immer wieder spannend:„Jedes Unternehmen hat andere Mitarbeiter, andere Schwerpunkte auf der Speisekarte.“ Der Praxisbezug sei ohnehin der große Pluspunkt ihres dualen Studiums. Für die Semesterarbeiten bekommt sie stets eine konkrete Aufgabenstellung aus dem Dussmann-Alltag. Eine Win-win-Situation für beide Seiten also. Ihre Entscheidung für diesen Ausbildungsweg hat sie daher noch keine Sekunde bereut. Und Internationalitätà la Linde hat sie für ihre weitere Karrierefest im Blick: Bei Dussmann Service hat sie dafür die Auswahl aus 21 Ländern rund um den Globus.

Die Linde Group: Von der Eismaschine zur Großanlage
Technologie, Innovation und Erfindergeist – dafür stand und steht das Unternehmen Linde. Den Grundstein für den heutigen Global Player legte der Pfarrerssohn Carl Linde, der später für seine Verdienste zum Ritter Carl von Linde geschlagen wurde. Ohne ihn sähe unser Leben anders aus: Auf seinenEntwicklungen basiert die Erfindung des Kühlschranks – der bis heute nach dem gleichen Prinzip arbeitet, das von Linde 1870 im „Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt“ des Polytechnischen Vereins  veröffentlichte. Gemeinsam mit zwei Partnern gründete er 1879 die „Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen AG“, die Keimzelle für das künftige Unternehmen. Auch die Frage, wie sich Luft in seine Bestandteile zerlegen lassen könnte, trieb von Linde um. 1903 konnte im Pullacher Ortsteil Höllriegelskreuth– heute Headquarter der Linde Group – die weltweit erste industrielle Luftzerlegungsanlage in Betrieb genommenwerden. Im Laufe der Jahrzehnte gehörten auch Traktoren und Gabelstapler zur Linde-Familie. Heute ist die Linde Group als ein weltweiter Marktführer mit ihren Produkten und Leistungen elementarer Bestandteil nahezu jeder Branche; mit Industrie-, Prozess- und Spezialgasen und mit einem der erfolgreichen Engineering-Unternehmen. Rund 62.000 Mitarbeiterin mehr als 100 Ländern erwirtschafteten 2012 einen Umsatz von rund 15,3 Milliarden Euro.

Text: Christiane Herzer, Fotos: Sven Döring

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